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Vorwort (von Holger Ruof - 14.07.2016)
Das Leben unserer Vorfahren hat sich in allen Belangen von unserem heutigen unterschieden. Es gab keinen Strom, keinen Kühlschrank, kein fließend Wasser, keinen Fernseher, kein Auto, keine geteerten Straßen, keinen Supermarkt, keine Krankenhäuser.... und vieles mehr gab es auch nicht.
Wenn man sich das mal durch den Kopf gehen lässt was unsere Vorfahren NICHT hatten, dann fragt man sich automatisch: "Wie zum Henker haben die das überlebt und wie haben die den Tag hinter sich gebracht?".
Nach unserem heutigen Ermessen muss das Leben damals karg und eintönig gewesen sein.
Sicherlich war es damals so, dass die Väter arbeiten gingen und die Frauen zuhause für das Wohl der Kinder gesorgt haben.
Was aber haben die Väter gearbeitet und wie haben die Frauen das gemacht, da es ja keine Supermärkte gab. Da war nichts mit mal eben kurz ins Auto springen und die Tiefkühlpizza für das leibliche Wohl am Abend einzukaufen.
Wie also sah so ein Tagesablauf damals wohl aus?
Die Väter gingen je nach Jahrhundert und Lebensumständen ihren Arbeiten nach. Die Ruof-Linie war damals hauptsächlich im handwerklichen Bereich tätig. Die meisten gingen einem Schmiede-Beruf nach. Waffenschmied und Nagelschmied, was ihrer Herkunft rund um Heidenheim geschuldet war. Dort waren seit jeher die Hütten- und Eisenwerke ansässig, die vielen Leuten eine bezahlte Arbeit ermöglichten. Durch diverse Kriege wurden diese Betriebsstätten allerdings immer wieder stark in Mitleidenschaft gezogen.
(Es ist auch bekannt, dass ein paar Ruofs in Zisterziner-Klostern gearbeitet haben. Ob diese allerdings zu unserer Linie gehören, konnte ich noch nicht herausfinden. Allerdings ist das anzunehmen, da die meisten Ruofs, Ruoffs und Ruffs miteinander verwandt sind.)
Die Mütter waren zur damaligen Zeit zuhause und ihr Tagesgeschäft gestaltete sich wohl durch Körbeflechten, Besen binden, Kleider nähen, Haushalt, Wasser holen, Essen vorbereiten und die Kinder beschäftigen. Auf dem Markt am Dorfplatz wurden die Neuigkeiten ausgetauscht, welche dann abends zuhause beim Abendessen erzählt wurden. Einkaufen war zur damaligen Zeit allerdings eine Seltenheit.
Einige Frauen damals hatten auch sogenannte Spinnstuben, in denen sie sich mit Frauen aus der Nachbarschaft und dem Ort trafen und Wolle spannen. Vergleichbar ist das wohl wie der heutige Kaffeeklatsch, nur damals noch mit sinnvoller Beschäftigung nebenher :-)
Wobei... der Begriff "Spinnen" hat ja zweierlei Bedeutung und der kommt nicht von ungefähr. Früher war es üblich, dass sich hauptsächlich die jüngeren "spinnerten" Leute irgendwann auf den Boden warfen und sich gegenseitig kitzelten. Das war meist dann der Fall, wenn abends die Jungs oder Väter hereinkamen. Ein Mordsspaß, der im Nachhinein so manchem Pfarrer graue Haare bescherte.
Natürlich dürfen wir das nicht mit der heutigen Zeit und den sogenannten Swingerparties vergleichen... :-)
Da wurde dann später im stillen Kämmerlein...
Zitat: "... Bei uns sah das so aus: Gegen 21 Uhr wurden die Mädchen solange geneckt (Strickfäden abgerissen, Spinnräder angehalten), bis sie ihre Arbeiten weglegten. Bis 22.30 wurden noch lustige Pfänder- und Kartenspiele gemacht. Die Burschen brachten die Mädchen dann nach Hause.
Was auf dem Nachhauseweg speziell geschah, ist nicht weiter bekannt..."
(Quelle: Erzählungen vom Moderator
www.ahnenforschung.net)
Das Essen gestaltete sich spartanisch.
Es bestand damals zu großen Teilen aus Haferbrei, Hirse, Nüssen, Obst, Brot, Milch, Eiern und Kraut/Gemüse aus dem Garten oder der Natur. Wer es sich leisten konnte oder eigene Tierhaltung hatte oder die Gelegenheit zum Fischen hatte, durfte sich auch ab und zu auf einen Happen Fleisch freuen. Dies war allerdings eine Seltenheit, die der gehobenen Gesellschaft vorbehalten war.
Wenn, dann war Geflügelfleisch am ehesten greifbar. Schweinefleisch gab es nur zu bestimmten Festlichkeiten am Ort.
Essen war damals kein Genuß, sondern diente nur zum Kräfte sammeln.
Unterhaltung war auch damals schon wichtig. Es wurde gerne getanzt oder Musik gemacht. Dies gerne auf dem Dorfplatz und in der Gemeinschaft - oder auch zuhause, wenn eine Feierlichkeit anstand.
Im Sommer war das alles bestimmt noch relativ angenehm.
Kurz vor dem Winter war dann Vorsorge angesagt. Es wurde sauer, salzig oder süß eingelegt und haltbar gemacht. Obst, Sauerkraut, Bohnen, Steckrüben, Bohnen, Gurken. Die Folgemonate waren ja nicht mit frischem Essen versorgt. Auf den Feldern wuchs nichts mehr und Supermärkte gab es nicht.
Auch das Holz für den Kachelofen musste gespalten werden. Zentralheizung gab es ja auch nicht - und in jedem Haus war meistens nur ein Ofen vorhanden. Deswegen spielte sich das Zusammenleben auch meist nur in diesem einen Raum ab, bevor man sich in die unterkühlten Schlafkammern zurückzog.
Die Nächte und der Schlaf waren damals in den Wintermonaten bestimmt länger, da an Kerzen und Fackeln gespart werden musste.
Einen kleinen Abriss über die Geschichte unserer Vorfahren habe ich unten aufgelistet.
Holger
Geschichtliches
(am besten nimmst Du den Stammbaum zur Hand und schaust nach, wer zu welcher Zeit dieser Ereignisse gelebt hat. Das macht das Lesen um einiges spannender).
Im 14. Jahrhundert [...] – zur Zeit der Pestepidemien in Europa – waren die Temperaturen extrem niedrig, sodass es zu großen Hungersnöten kam. Das Getreide verfaulte, der gesamte Wein erfror. Schließlich mussten sich die Menschen auch von Hunden und Pferden ernähren. (
11)
Im 14. Jahrhundert war es infolge der Pest zu einem dramatischen Bevölkerungsrückgang und zur Aufgabe vieler Siedlungen gekommen. Von der Mitte des 15. Jahrhunderts an sorgten klimatische Rahmenbedingungen für einen raschen Anstieg der Bevölkerung und für einen Aufschwung der Landwirtschaft. Die Preise für Agrarprodukte stiegen.
Die starke Zunahme der Bevölkerung an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert führte zur Knappheit an landwirtschaftlichen Produkten und zur Steigerung der Agrarpreise. Allerdings verschärften sich die sozialen Unterschiede in den Dorfgemeinden. In den Gebieten, in denen beim Erbfall der bäuerliche Besitz geteilt wurde (Realteilung), entstanden immer kleinere und unwirtschaftliche Bauernhöfe. Wurde der Hof nur an einen Nachfolger vererbt, so gingen die übrigen Familienangehörigen leer aus. Ein ständig steigender Anteil der landarmen oder landlosen Dorfbewohner (Kleinstbauern, Dorfhandwerker, Tagelöhner) war von der Agrarkonjunktur ausgeschlossen. Dieser Anteil konnte bis zu 50 Prozent der Dorfbevölkerung betragen. Die steigenden Lebensmittelpreise und niedrige Löhne sorgten dafür, das für diese ‚unterbäuerliche‘ Schicht die vorhandenen Ressourcen zum Überleben immer knapper wurden. Insbesondere galt dies für die Knappheit des für die Landwirtschaft erschlossenen Bodens und auch von Holz.
Bauernkrieg (1524/1525). Der von vielen Klöstern zur Schau getragene Reichtum schürte den Hass der Bauern. Die Reformation Luthers wurde von den Bauern auch als eine soziale Bewegung aufgefasst. Im Verlauf des Bauernkriegs forderte man nicht mehr nur das 'alte Recht', sondern 'Göttliches Recht' und meinte damit ein religiös begründetes Naturrecht.
Das württembergische Schulwesen wurde um 1550 nach der Reformation von Herzog Christoph eng mit der Landeskirche verknüpft. Die Schulordnung wurde in die 'Große Kirchenordnung' aufgenommen. In den Städten wurden Lateinschulen eingerichtet, an allen Orten Volksschulen. Eine Schulpflicht bestand jedoch noch nicht.
Nach der katholischen Restauration in Bayern und in der Oberpfalz werden die Protestanten im Süden Deutschlands isoliert.
Starke Reduzierung der Bevölkerung in Württemberg durch Kriegsereignisse, Gewalttaten und Seuchen. Vor allem der Pest, die 1626 und dann wieder von 1634 bis 1639 wütete, fielen viele Tausende zum Opfer.
1618: 450.000 Einwohner
1639: 100.000 Einwohner
1648: 166.000 Einwohner
(
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Das 16. Jahrhundert in Württemberg (1500-1599)
Die Zeit zwischen 1500 und 1599 wird auch die Epoche der Neuzeit genannt. Es sticht hervor durch die Reformation und der Glaubensspaltung, die Martin Luther im Jahr 1517 mit seinen 95 Thesen anstößt. Seine Bibelübersetzung beendet er 1534.
Außerdem war es der Beginn der Kleinen Eiszeit (15. bis 19. Jahrhundert). Zumeist waren die Winter so kalt, dass es zu bitteren Hungersnöten kam.
"Wikipedia: Während der Kleinen Eiszeit gab es erhebliche Klimaschwankungen; zum Beispiel waren die Zeiträume von 1570 bis 1630 und von 1675 bis 1715 besonders kalte Zeitabschnitte
1514 - Im heutigen Baden-Württemberg führte die Not in Verbindung mit wirtschaftlichen Repressionen durch die Obrigkeit schließlich zu sozialen Unruhen. Unter dem Namen „Armer Konrad“ – ursprünglich ein Schimpfwort, mit dem der Adel die Bauern bedachte – schlossen sich verschiedene Bauernbünde zusammen und erhoben sich gegen Herzog Ulrich von Württemberg. Der Arme Konrad musste sich schließlich den regulären Truppen geschlagen geben. ( 13)
1524/1525 tobte der Bauernkrieg, in dem zahlreiche Bauern für ihre Forderung nach Menschen- und Freiheitsrechte eintraten.
Um das Jahr 1545 setzte die Gegenreformation zur römisch-katholischen Kirche ein.
1555 wird der Religionsfrieden auf dem Augsburger Reichstag beschlossen. Die Konfession der Landesherren sollten nun auch für die Untertanen gelten.
Die Hexenverfolgung erreicht in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ihren Höhepunkt.
ab 1570 trifft die kleine Eiszeit die Menschen besonders hart.
Das 17. Jahrundert in Württemberg (1600-1699)
Geschichtlich war das 17. Jahrhundert vor allem durch den 30-jährigen Krieg geprägt, der zu Verwüstungen und bitterster Not in Europa führte. Allein im Herzogtum Württemberg sank die Bevölkerung während des Krieges von 400.000 auf 50.000 Menschen – nur jeder achte überlebte hier den Krieg!
Eingeordnet wird dieses Jahrundert in den Absolutismus und den Barock.
Ab 1621 führten klimatische Bedingungen in Baden-Württemberg zu einer Verschärfung der Situation. Kälte und zu starke Niederschläge sorgten ganze acht Jahre lang für Missernten. Diese hatten so extreme Teuerungen zur Folge, dass sich viele Menschen die Nahrung nicht leisten konnten und den Hungertod starben. ( 14)
Ab 1630 schwächt sich die kleine Eiszeit leicht ab, sorgt aber immer weiterhin für Ernteaufälle und Not.
Der Westfälische Friede beendete 1648 die militärischen Auseinandersetzungen mit einer Bestätigung der Kompromissformel, die bereits ein Jahrhundert zuvor gefunden worden war: Die einzelnen Territorien erhalten die Macht, über die Religion im eigenen Land bestimmen zu können. ( 15)
1675 - die kleine Eiszeit ist in den Folgejahren erbarmungslos zurück und sorgt für große weiterhin für große Not.
Der in vielen Teilen Württembergs Landes buchstäblich 'verheerende' Pfälzer Erbfolgekrieg (1688 - 1697) dezimierte - vier Jahrzehnte nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges - erneut die Bevölkerung durch direkte Kriegseinwirkung, Hunger und Seuchen.
Das 18. Jahrhundert (1700-1799)
Geprägt wird das Jahrhundert durch den Absolutismus und das Zeitalter der Aufklärung. Der Vordenker Immanuel Kant sei hier genannt. Die Moderne wurde in Europa eingeläutet.
Das Elend setzte sich [jedoch] zu Beginn des 18. Jahrhunderts mit dem Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) fort.
Die mit den Franzosen verbündeten Bayern richteten 1702 ihr Hauptquartier in Ehingen an der Donau. ein. Ulm fiel durch eine List in die Hand des Gegners und wurde Ausgangspunkt für zahlreiche Plünderungszüge auf die Schwäbische Alb. Am 7. Mai 1703 vereinigten sich in Tuttlingen die Bayern und Franzosen zu einem 55.000 Mann starken Heer.
Im Mai 1704 versammelte sich in Ulm ein Heer mit 60.000 Franzosen und Bayern. Ein weiteres französisches Heer unter Marschall Tallard sollte noch hinzukommen.
Retter in der Not wurde Prinz Eugen von Savoyen, "des Kaisers großer Feldherr" mit kaiserlich-österreichischen Truppen. Er vereinigte sich am 31.Mai 1704 bei Munderkingen (an der Donau) mit den Truppen von Ludwig Wilhelm, Markgraf von Baden. Von Holland kommend, kam auch der Herzog von Marlborough mit ca. 20.000 Mann englisch-holländischen Truppen als Bündnispartner hinzu.
Im August 1704 besiegen die Truppen der Allianz die Franzosen bei Donauwörth. Ein französisch-bayerisches Heer wird bei Dillingen im Donautal vernichtet. Im September 1704 wird Ulm zurückerobert. (
16)
1715 legt sich die kleine Eiszeit und die Temperaturen, sowie das Wetter werden angenehmer. Allerdings noch immer weit unter Durchschnitt für erfolgreiche Ernten.
In der Zeit zwischen dem Ende des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) und dem ersten Koalitionskrieg gegen die Französische Revolution (1792/93–1797) erlebt Europa eine fast drei Jahrzehnte währende, seit dem Untergang des Römischen Weltreichs nie dagewesene Epoche des Friedens und Wohlstands. Die großen Hungersnöte gehören endgültig der Vergangenheit an, Industrie, Handel und Landwirtschaft florieren. Die Abschaffung der Todesstrafe wird diskutiert und teilweise umgesetzt. ( 17)
seit 1772 wird, nach einer erneuten Hungersnot, auf Befehl Friedrichs des Großen die aus Amerika eingeführte Kartoffel angebaut. ( 18)
1793-1797: Erster Koalitionskrieg gegen Frankreich
Im Juli 1796 schlägt der französische General Moreau die württembergischen Truppen am Kniebis im Schwarzwald; die Österreicher wurden bei Herrenalb und bei Cannstatt besiegt. Der Herzog von Württemberg flieht nach Ansbach.
Die Bevölkerung im Südwesten Deutschlands litt weniger unter den Kämpfen selbst als unter dem Durchzug feindlicher wie verbündeter Truppen. So war die Französische Republik außerstande, die durch die Wehrpflicht aufgebotenen Massenheere aus eigener Kraft zu unterhalten. Die in Kriegen übliche Versorgung der Truppen mit Kleidung und Nahrungsmitteln aus Magazinbeständen wurde aufgegeben. Der Krieg musste den Krieg ernähren: Die Truppen lebten von dem Land, durch das sie kamen. Dies zog den Verlust jeglicher Disziplin nach sich. Ständig auf der Suche nach Geld, Nahrungsmitteln und Alkohol versetzten die französischen Soldaten die Einwohner der württembergischen Städte und Dörfer in Angst und Schrecken.
"Zu Cannstatt auf der Brucken, da war das Schießen groß, als aufeinanderstießen Österreicher und Franzos", schrieb der Theologe und Lyriker Karl Gerok (* 1815, † 1890) später von jenem Ereignis, das im Juli 1796 die Einwohner des gesamten Stuttgarter Raumes in Angst und Schrecken versetzte. Der französische Oberbefehlshaber General Moreau bezog mit seinem Stab vom 18. - 28. Juli Quartier in Stuttgart. Entlang des Neckars - genau: zwischen Nellingen und Marbach - standen sich Franzosen und Österreicher (kaiserliche Truppen) gegenüber. Am 21. Juli besetzten die Franzosen, rücksichtslos plündernd, die Neckarvorstadt von Cannstatt. Im Kampf um die Neckarbrücke, den die französischen Truppen gewannen, gab es auf beiden Seiten große Verluste.
7. August 1796: Württemberg und der "Schwäbische Kreis" schließen einen Sonderfrieden mit Frankreich ab.
Herzog Friedrich II. von Württemberg erkennt, dass sein Land in Gefahr ist, im Streit der großen Mächte zerrieben zu werden. Gegen den Willen der Landstände gibt er das Neutralitätsbündnis mit Frankreich auf und schließt sich Österreich an.
Das 19. Jahrhundert (1800-1899)
(Nationalstaat - Industriealisierung - Kolonialismus)
Bald zeigte sich die militärische Überlegenheit Frankreichs. Im Mai des Jahres 1800 überrennen die Franzosen den Südwesten Deutschlands und verdrängen die kaiserliche Armee. Österreich musste Württemberg den Franzosen übergeben.
Im Frieden von Lunéville nahm Herzog Friedrich II. Verhandlungen mit Frankreich über einen Sonderfrieden auf. [...]
Im Mai 1802 wurde in Paris ein Vertrag geschlossen, in dem Württemberg eine reichliche Entschädigung für die verlorenen linksrheinischen Gebiete in Aussicht gestellt wurde.
1805: Dritter Koalitionskrieg gegen Frankreich
Im Sommer 1805 schließen sich England, Russland und Österreich zu einer neuen Koalition gegen Frankreich zusammen. Mitte September marschieren die Österreicher, Ende September die Franzosen in Württemberg ein.
16. Dezember 1805: Württemberg wird Königreich. Friedrich II. erhält zu seiner uneingeschränkten Souveränität von dem Kaiser der Franzosen den Königstitel. Am 30.12. wird die ständische Verfassung aufgehoben. Volksversammlungen jeglicher Art werden verboten.
1806 - Gründung des Rheinbundes im Juli
Bund von 16 Mittel- und Kleinstaaten ( darunter Bayern, Württemberg und Baden ) unter Napoleons Protektorat; endgültige Auflösung des Römischen Reichs Deutscher Nation.
Durch die 'Rheinbundakte' erhalten die Staaten das Recht, die reichsunmittelbaren Fürsten und Grafen innerhalb ihres Territoriums zu mediatisieren (ihrer Souveränität zu unterwerfen). Mit dem Rheinbund wird die "Auflösung des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation" eingeleitet. (
19)
König Friedrich von Württemberg (1806-1815) erließ die Einrichtung eines zentralen Polizeiapparats zur politischen Überwachung der Untertanen. Zensur, Unterdrückung der Meinungsfreiheit und harte Polizeimaßnahmen begleiteten die Regierung des Königs.
1816 - das Jahr ohne Sommer
1816/17: Die Getreideernte des 1816 fiel infolge einer anomalen Witterung katastrophal aus. Auch der Ertrag an Kartoffeln war miserabel. Die Folge waren riesige Preissteigerungen für fast alle Lebensmittel. Bitterste Not breitete sich im Land aus. Ein Großteil der Bevölkerung lebte unterhalb des Existenzminimums.
Am 5. April 1815 war auf der indonesischen Insel Sumbawa der Vulkan Tambora ausgebrochen. Die Aschewolke, von der ein großer Teil in die Atmosphäre eindrang, hatte dramatische Auswirkungen auf das Wetter in Europa. Insbesondere das Gebiet zwischen dem Main und den Alpen war stark betroffen. Dort sanken die Temperaturen weit unter den Jahresdurchschnitt und es regnete fast ständig. Das Getreide verschimmelte am Halm, die Kartoffeln verfaulten in den Äckern, Äpfel, Birnen und Weintrauben wurden nicht reif.
Die Regierung reagierte auf die schlechte wirtschaftliche Lage zunächst mit der Erhöhung der Ausfuhrzölle und der Senkung der Einfuhrzölle. Schließlich wurde die Ausfuhr von Lebensmitteln völlig verboten. Höchstpreise für Getreide wurden festgesetzt. Erst Mitte des Jahres 1817 - als auch die Getreideernte wieder besser ausfiel - konnte man von einer Beendigung der Hungersnot sprechen.
Nachdem schon in den Jahren von 1800 bis 1804 rund 17.500 Personen ausgewandert waren, kam es nun zu erneutem Massenexodus. Armut, Arbeitslosigkeit und die drückende Steuerlast waren die hauptsächlichen Gründe für die Auswanderung. Allein im Jahr 1816 verließen 20.000 Untertanen ihre Heimat. Diese Zahl wurde 1817 noch überschritten.
Im Zeitraum von 1816 bis 1914 kehrte fast eine halbe Million württembergischer Bürger der Heimat den Rücken und emigrierte nach Übersee. In der Regel brachen Familien und Sippen gemeinsam in die USA auf, ohne sich in organisierten Gruppen zusammen zu schließen. In vielen Fällen waren allein wirtschaftliche und soziale Gründe maßgebend, die eine eher individuell getragene Entscheidung zur Auswanderung vorantrieben. Andererseits sehnte man sich nach bürgerlicher und religiöser Freiheit.
Während der Hungerkrise 1816/17 wurden die von König Friedrich im Jahr 1807 aufgehobenen Einschränkungen für die Eheschließung wieder eingeführt. Die Ehe musste bei der Obrigkeit mit dem "Nachweis eines ausreichenden Nahrungsstandes" beantragt werden. Den erhielt nur derjenige, der selbstständig einen gewerblichen oder landwirtschaftlichen Betrieb führte oder über genügend Vermögen verfügte. Auch die Lebensführung der angehenden Lebenspartner wurde überprüft.
Volksschulgesetz von 1836
Jedes Kind wurde vom 6. bis zum 14. Lebensjahr schulpflichtig. Jeder Ort mit mehr als 30 Familien musste eine Schule unterhalten. Die Trennung nach Konfessionen wurde beibehalten. Die Schulaufsicht wurde im Auftrag des Staates von Geistlichen ausgeübt.
Um das Jahr 1820 lebten im Königreich Württemberg rund 1,4 Millionen Menschen.
Nur fünf von den 134 Städten hatten mehr als 6000 Einwohner:
(Stuttgart 26.300, Ulm 11.400, Reutlingen 9.000, Heilbronn 6.900, Tübingen 6.600)
Aufgrund der Hungersnöte in den Jahren 1846 und 1847 veränderte sich die bis dahin "zufriedene" Grundstimmung der Bevölkerung. Liberale Forderungen tauchten wieder auf. Im Januar 1848 verlangte eine Protestversammlung in Stuttgart ein Bundesparlament, Pressefreiheit, Vereins- und Versammlungsfreiheit, Schwurgericht und Volksbewaffnung. ( 20)
Im 'Deutsch-Französischen Krieg 1870/71' trat Württemberg wie die übrigen süddeutschen Staaten - dem Bündnis folgend - an die Seite des von Preußen geführten Norddeutschen Bundes.
Am 1. Januar 1871 wurde das Königreich Württemberg ein Bundesstaat des Deutschen Reiches. Der Krieg dauerte an. Erst am 28. Januar 1871 marschierte das deutsche Militär in Paris ein.
Von den 30.200 Württembergern, die am Krieg gegen Frankreich teilgenommen hatten, waren 687 gefallen. 2045 württembergische Soldaten wurden verwundet. Das Ende des Deutsch-Französischen Krieges wurde am ersten Märzwochenende auch in Württemberg mit Dankgottesdiensten, Salutschüssen, Ansprachen und vaterländischen Gesängen gefeiert.
(Anm.: der Krieg war erst am 10. Mai 1871 offiziell beendet - auch wenn Paris schon Ende Februar eingenommen wurde). (
21)
1871: Württemberg wird Teil eines Bundesstaates (des Deutschen Reichs). Die Einbindung in das neue Kaiserreich bedeutete für Württemberg die Aufgabe wichtiger Souveränitätsrechte.
Die Arbeitswelt ändert sich grundlegend, nachdem die von England ausgehende Industriealsierung auch in Deutschland um sich greift. Die Hochphase der Industriealiserung ist um das Jahr 1871 mit der Gründung des Kaiserreichs unter Wilhelm I. als neuem Nationalstaat.
Das 20. Jahrhundert
1.1.1900: Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) tritt an die Stelle des Landrechts
Förderung der Landwirtschaft (von der Landwirtschaft lebte mehr als ein Drittel der Bevölkerung!): Landwirtschaftliche Hochschule in Hohenheim, landwirtschaftliche Ausstellung im September auf dem Cannstatter Wasen (Volksfest), Förderung des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens, Einführung einer Hagelversicherung für die von Missernten geplagten Bauern.
Förderung der Industrialisierung: Einführung von Handelskammern in den Wirtschaftszentren, Gewerbe- und Fabrikinspektion zum Schutz der Arbeiter gegen Gesundheitsschäden oder Betriebsunfällen, Fachausstellungen, Errichtung eines Landesgewerbeamtes im Jahr 1896.
Nachdem es im Jahr 1882 noch kein Unternehmen mit mehr als 1000 Arbeitern gab, waren es 1912 bereits 18 solcher Großunternehmen. Zu den bedeutendsten Unternehmen zählten: Daimler-Motorenwerke, Bosch, Voith, Württembergische Metallwarenfabrik, Kaffee-Frank, Mausersche Gewehrfabrik. Im Bereich Maschinenbau, in der chemischen, Textil- und Papierindustrie begann Württemberg tonangebend zu werden.
1914-1918: Der Erste Weltkrieg
In der Sitzung des Bundesrats vom 1. August 1914 wurde Reichskanzler Bethmann Hollweg von den Bundesstaaten einstimmig zur Kriegserklärung an Russland und Frankreich ermächtigt. Württemberg hatte keinen Einfluss auf den Eintritt des Deutschen Reiches in den Krieg.
Bei Ausbruch des Krieges gab es Kriegsbegeisterung - vor allem im Bürgertum, insbesondere bei den Akademikern, den Lehrern, in der Presse, bei den Offizieren. Angehörige aus anderen sozialen Schichten, die Arbeiter und die Bauern, jubelten keineswegs. In den letzten Tagen vor Kriegsbeginn gab es in Stuttgart und vielen Oberamtsstädten massenhaft besuchte Antikriegsdemonstrationen der SPD und der Gewerkschaften. Von einer allgemeinen Massenhysterie und Kriegsbegeisterung der württembergischen Bevölkerung kann man also nicht sprechen.
Das Ende der Monarchie in Württemberg
König Wilhelm II. hatte bereits Ende Oktober mit dem Ende seiner Regierung gerechnet, sobald der Kaiser abdanken werde. Am 6. November 1918 tritt die württembergische Regierung zurück, um einer parlamentarischen Regierung Platz zu machen. (
22)
Die goldenen 20er folgen, werden aber überschattet von den politischen Querelen der Weimarer Republik.
Wirtschaftskrise
Ab Oktober 1931 wird auch in Württemberg mit Notverordnungen zur Sicherung des Haushalts von Land und Gemeinden regiert.
Nach Kündigung der Kredite hohe Arbeitslosigkeit. Im Katastrophenjahr 1932 wurden in Württemberg 134.000 Arbeitslose gezählt. ( 23)
1933 kommt Adolf Hitler an die Macht und installiert mit seinen Nationalsozialisten eine faschistische Diktatur.
1939-1945 - Zweiter Weltkrieg
Geschichte der Orte (unserer Ahnen)
Herbrechtingen (ca. 1500-1600)
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Die älteste nachgewiesene Ansiedlung auf Herbrechtinger Gemarkung war ein römischer Gutshof mit Ziegelbrennofen.
Die Geschichte Herbrechtingens geht auf das ehemalige Kloster Herbrechtingen zurück, dessen erste urkundliche Erwähnung Herbrechtingens aus dem Jahr 774 stammt
Die Einführung der Reformation 1552 führte zur Aufhebung des Klosters. Seither ist der Ort evangelisch geprägt. (1)
1634 - Nach dem Sieg in der Schlacht von Nördlingen strömten die kaiserlichen Truppen in das Herzogtum. (2)
Königsbronn - Itzelberg - Zang
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Königsbronn (498 m ü. NHN) ist eine Gemeinde im Landkreis Heidenheim in Baden-Württemberg. Fläche: 45,46 km²
Königsbronn liegt am östlichen Ende der Schwäbischen Alb, der sogenannten Ostalb. Der Hauptort liegt wie der Teilort Itzelberg im Brenztal, während der höher gelegene Teilort Zang auf dem Albuch westlich des Tals und Ochsenberg auf dem Härtsfeld östlich des Tals liegen. (
2a)
Itzelberg (496 m ü. NN) ist ein Ortsteil der Gemeinde Königsbronn im Landkreis Heidenheim am östlichen Ende der Schwäbischen Alb im Osten Baden-Württembergs. Die Gemarkung des Ortes ist 382 Hektar groß und hat 665 Einwohner (Stand: 2014).
Itzelberg liegt im oberen Brenztal am Itzelberger See, durch den die Brenz fließt, die am Brenzursprung in Königsbronn entspringt.
Die Verkehrsanbindung erfolgt direkt über die Bundesstraße 19 (B 19). Außerdem befindet sich in der Ortsmitte eine Station der Brenzbahn, die zweistündlich bedient wird. (3)
Zang ist ein Teilort der Gemeinde Königsbronn im Landkreis Heidenheim in Baden-Württemberg. Er liegt im Südwesten der Hauptgemeinde auf dem Albuch, einem Teil der Ostalb, auf einer Höhe von 670 m ü. NN (Kirche).
Die ersten Häuser in Zang entstanden wohl um das Jahr 1500. Initiiert durch Abt Melchior Ruff des Königsbronner Zisterzienserklosters wurden „auf des Klosters eigenen Wäldern“ sogenannte Söldhofstätten gegründet. Dies waren einfache Behausungen mit etwas Ackerland für die vom Kloster abhängigen Arbeiter (Söldner). Die ersten Siedler waren vor allem Waldarbeiter und Köhler, die die für die klostereigene Eisenverhüttung von Bohnerz notwendige Holzkohle liefern sollten. Im Lagerbuch des Klosters von 1538 werden 22 Söldhofstätten und deren Bewohner genannt, die dem Kloster zu Pacht und Fron verpflichtet waren. Bis 1739 kamen weitere 35 Söldhofstätten hinzu. (
3a)
Königsbronn
1503
Albrecht v. Bayern verspricht die Herrschaft Heidenheim und die Schutzvogtei über die drei Brenztalklöster Königsbronn, Anhausen und Herbrechtingen dem Herzog Ulrich von Württemberg für den Beistand im Krieg gegen Kurpfalz um die bayerische Erbschaft.
Königsbronn ist reichsunmittelbar und der Abt wird 1517 zum Reichstag einberufen.
1513 – 1539
wirkt als Abt Melchior Ruff.
1519
kommt Württemberg und damit Königsbronn an Österreich.
1521
Karl V. verpfändet Heidenheim und die Brenztalklöster an die Reichsstadt Ulm.
1539
wird nach dem Tode Ruffs vom Hause Württemberg die Durchführung der Reformation versucht und stößt auf den Widerstand der Mönche.
1552
im schmalkaldischen Krieg der evangelischen Fürsten gegen Karl V. wird Königsbronn völlig dem Erdboden gleichgemacht. „nicht ein Stein mehr auf dem anderen“. Dabei wird auch die alte Klosterkirche zerstört, die „sehr prächtig“ gewesen sein soll.
1553
erfolgt die Huldigung an Herzog Christoph von Württemberg. Das Kloster wird evangelisch. Die katholischen Mönche verlassen es.
1563
fällt das Patronatsrecht an Württemberg.
1565
Neubau der Klosterkirche, die auch heute noch erhalten ist.
Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) bleibt das Gebiet zunächst verschont.
1629
wird das Restitutionsedikt erlassen, nach dem alle seit 1555 evangelisch gewordenen geistlichen Besitztümer wieder katholisch werden sollen.
1630
Königsbronn wird durch kaiserliche Kommissare besetzt und ein katholischer Abt eingesetzt. Die Klosterbewohner wehren sich und bedrohen den Abt.
1631
fallen sogar Schüsse auf den Abt.
1632
wird das Kloster nach einem Überfall durch kaiserliche Reiter verlassen. Der Abt Theodor kommt zurück. Er wird von Schweden weggeführt.
1633
ist ein evangelischer Prälat da.
1634
fällt das Land nach der Schlacht bei Nördlingen in die Hand der Kaiserlichen und erleidet schwere Verwüstungen.
Die Eisenwerke in Königsbronn bleiben zunächst noch arbeitsfähig und haben Kriegslieferungen zu leisten, scheinen aber im weiteren Verlauf des Krieges völlig zerstört worden zu sein.
1648
wird Königsbronn wieder evangelisch und gehört Württemberg. Die Hüttenwerke werden wieder aufgebaut.
1651
Unter Faktor Croneysen wird der erste Hochofen angeblasen.
1652
In Springen stehen von 38 Häusern noch 5, leben von ursprünglich etwa 300 Einwohnern noch 17, im Kloster noch 21.
1660
wird der Guss von Glocken und Kanonen aufgenommen, letztere als erster Hartguss.
1688 – 1694
sind die Werke für 19.000 fl jährlich verpachtet.
1694
Staatsbetrieb: Ertrag jährlich 40.000 fl.
Im 2. Jahrezehnt des 18. Jahrhunderts:
Erneuerung der Kirche zur heutigen Gestalt.
1764
Die Eisenwerke werden wieder verpachtet. Der Pachtpreis richtet sich nach dem Umsatz an Eisenwaren und liegt zwischen 30.500 und 54.000 fl.
1806
Nach dem Reichsdeputationshauptschluss und der Säkularisation ist Württemberg groß und ein Königreich geworden. Die Verwaltung des Landes wird neu geordnet.
Die Prälatur wird in eine Pfarrei umgewandelt. Das Klosteramt wird dem Oberamt Heidenheim zugewiesen. Das Dorf Springen und das Gebiet wird zum Dorf Königsbronn zusammengefasst. Das Hüttenwerk wird in staatliche Verwaltung übernommen.
Ab 1820
Laufen Versuche zur Auswalzung von Blechen in Itzelberg Hartwalzen zu gießen.
1836
Die erste Hartwalze wird nach Itzelberg geliefert. Unablässige Bemühungen im Zusammenhang mit der Industrialisierung bringen Erfolge.
1864/1865
Anschluss an das Eisenbahnnetz.
Wasseralfingen
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1802 kam Wasseralfingen an Württemberg und wurde dem Oberamt Aalen zugeordnet.
Doch blieb der Ort (1803 nur 350 Einwohner) zunächst noch sehr klein. 1828 erhielt Wasseralfingen das Marktrecht. Bereits ab 1811 wurde die Eisenverhüttung der Schwäbischen Hüttenwerke weiter ausgebaut und der Ort wuchs stark an. 1861 wurde Wasseralfingen vorläufiger Endpunkt der von Stuttgart kommenden Remsbahn.
(
4.1)
Winnenden
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Unter den für die Stadt besonders einschneidenden geschichtlichen Ereignissen ist der 30-jährige Krieg (1618 bis 1648) zu erwähnen, dem durch Besetzungen, Plünderungen, Einfälle und Pest mehr als drei Fünftel der Einwohnerschaft zum Opfer gefallen sind.
Der pfälzische Erbfolgekrieg verlief nicht minder katastrophal für die Winnender: Ihre Stadt wurde 1693 von Armee-Einheiten Ludwigs XIV. systematisch und vollständig niedergebrannt. Noch in der langen Zeit des Wiederaufbaus, etwa 1707 und 1743, musste immer wieder der Durchzug französischer Truppen erduldet werden.
Die napoleonische Zeit verlangte der Stadt Winnenden nicht nur die üblichen kriegsbedingten Opfer ab, sondern auch den Verlust der politischen und verwaltungsmäßigen Selbstständigkeit als Oberamtsstadt. König Friedrich I. von Württemberg entschied sich 1808 in seiner Gebietsreform für Waiblingen als Verwaltungszentrum des neuen, vergrößerten Oberamts.
Wohlhabende Handwerkerstadt verpasste industrielle Revolution
Seit den 1830er Jahren machte sich in der ehemals wohlhabenden Handwerkerstadt Winnenden die wirtschaftliche Strukturkrise der einsetzenden, industriellen Revolution sehr stark bemerkbar. Die politischen und sozialen Spannungen entluden sich in den Jahren 1848/49, wo sich eine auffallend starke und aktive Fraktion der Bürgerschaft an die deutsche Demokratiebewegung anschloss und mit republikanisch-demokratischem Gedankengut für eine grundlegende Umwandlung des Staates kämpfte. Nach dem Scheitern ihres Einsatzes führten politische Machtlosigkeit, allgemeine Verarmung und starre, gesellschaftliche Strukturen zu einer Massenauswanderung nach Übersee. Die Zurückgebliebenen zogen sich in traditionalistisch-romantisierende Lebenswelten zurück. Eine zunehmende Provinzialisierung war die Folge.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Stadt mit ihren bedeutenden Frucht-, Holz- und Viehmärkten Zentrum für das ganze umliegende Gebiet. Diese Märkte bildeten die Grundlage für die Erwerbstätigkeit der Einwohner. Die zahlreichen Handwerker, Bauern, Weingärtner und Gastwirte waren auf sie angewiesen. Die Menschen der Stadt verstanden es nicht, sich vom Handel und von den Märkten auf die beginnende Industrialisierung umzustellen. Man war sogar stolz darauf, keine Fabrik auf der Gemarkung zu haben.
Auch 1876, als die Eisenbahn Winnenden mit Stuttgart verband, verstand man diesen Vorteil nicht zu nutzen. Die Bedeutung der Stadt sank, die Anziehungskraft Winnendens und der Zulauf zu den Märkten musste einen gewaltigen Rückgang über viele Jahrzehnte in Kauf nehmen. (5)
Einwohnerzahl Winnenden:
1803 2.442
1871 3.168
2015 28.014
Neustadt (WN)
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Neustadt wurde im Jahr 1298 zum ersten Mal urkundlich erwähnt als „daz Stättel, doz niuwe Waibelingen heizzet“. Die Gründung war sicher schon längere Zeit vorher, denn bei Ausgrabungen kamen Mauerreste einer Burg zutage, die wesentlich älter sind. [...] Kern der Siedlung war eine Burg, von der 1494 noch Reste vorhanden waren. Neustadt war ummauert und hatte drei Tore. Nach der Übergabe an Württemberg verlor Neustadt den Charakter einer Konkurrenzsiedlung zu Waiblingen.
Noch um das Jahr 1350 wurde Neustadt als „diu niuwe Stat ze Waybelingen“ bezeichnet. Doch dann entwickelte sich Neustadt letztlich zu einem Dorf. Im Jahr 1481 wird Neustadt, bisher eine Filiale der Michaelskirche in Waiblingen eine selbständige Pfarrei. Die Einwohnerzahl betrug damals 245.
(7)
Die beginnende Industrialisierung ab Mitte des 19. Jhdts, erfasst auch das Örtchen Neustadt. Weit ab vom Ortszentrum wird Neustadt im Jahre 1876 Station an der Bahnstrecke Waiblingen-Schwäbisch Hall, die auf einem Viadukt das Remstal überbrückt. Eine Pappenfabrik siedelt sich im Jahr 1891 im seitherigen Mühlengebäude an. Längst ist der Ort über seine Mauern hinaus gewachsen. Die Einwohnerzahl ist bei über 1000.
Mit dem 20. Jahrhundert beginnt in Neustadt eine neue Zeit. Der Ort erhält 1911 eine Strom- und Wasserversorgung. Eine Darlehenskasse fördert seit 1898 die örtliche Wirtschaft, eine Siedlungsgenossenschaft den Wohnungsbau (1922). Im Jahr 1898 gründet sich der Christliche Verein Junger Männer (CVJM), 1906 ein Turnverein, 1908 ein Kleintierzuchtverein, 1914 ein Obstbauverein, Vereine, die noch heute in der Nachfolge ihrer Gründer in der Ortschaft aktiv sind. Bereits 1887 hatte sich die örtliche Feuerwehr nach den Vorgaben der Landesfeuerlöschordnung gegründet.
Mit der aufkommenden Industrialisierung in den großen Städten entstand akuter Bedarf an Wohnraum in der Region. Abhilfe schufen damals große Unternehmen für ihre Belegschaft in eigenen Siedlungen, aber auch Bürger und Auswärtige in privater Initiative. So erstand im Jahre 1936 die Hirschlauf-Siedlung, ein Ensemble von 24 Häuschen und Gärten zwischen Ortskern Neustadt und Bahnhof. (8)
Quellenangaben:
(11)
http://www.landeskunde-baden-wuerttemberg.de/7729.html
(12)
http://geschichtsverein-koengen.de/Gesch1648-1750.htm
(13)
http://www.landeskunde-baden-wuerttemberg.de/7732.html
(14)
http://www.landeskunde-baden-wuerttemberg.de/7733.html
(15) Seite „17. Jahrhundert“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Mai 2016, 10:58 UTC. URL:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=17._Jahrhundert&oldid=154512511 (Abgerufen: 14. Juli 2016, 17:28 UTC)
(16)
http://geschichtsverein-koengen.de/Gesch1648-1750.htm
(17)
http://www.cpebach.de/ueber-bach/leben-im-18-jahrhundert
(18)
http://www.stefanjacob.de/Geschichte/Unterseiten/Zeittafel.php?Intern=3&PHPSESSID=3f0f57a94330c6b5b1890f7687fd426b
(19)
http://geschichtsverein-koengen.de/Gesch1750-1806.htm
(20)
http://geschichtsverein-koengen.de/Gesch1806-1850.htm
(21)
http://geschichtsverein-koengen.de/Gesch1850-1871.htm
(22)
http://geschichtsverein-koengen.de/Gesch1871-1918.htm
(23)
http://geschichtsverein-koengen.de/Gesch1918-1933.htm
(1) Seite „Herbrechtingen“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 15. Juni 2016, 11:38 UTC. URL:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Herbrechtingen&oldid=155317662 (Abgerufen: 13. Juli 2016, 15:45 UTC)
(2)
http://www.herbrechtingen.de/stadt/geschichte/herbrechtinger-zeittafel-774-1780.html#c109
(2a) Seite „Königsbronn“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 31. Juli 2016, 12:58 UTC. URL:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=K%C3%B6nigsbronn&oldid=156604377 (Abgerufen: 2. August 2016, 13:26 UTC)
(3) Seite „Itzelberg“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 9. November 2015, 08:18 UTC. URL:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Itzelberg&oldid=147854571 (Abgerufen: 13. Juli 2016, 16:08 UTC)
(3a) Seite „Zang“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 8. März 2016, 16:17 UTC. URL:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zang&oldid=152306375 (Abgerufen: 2. August 2016, 09:07 UTC)
(4)
https://www.koenigsbronn.de/de/Gemeinde/Historisches
(4.1) Seite „Wasseralfingen“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 1. Juni 2016, 18:28 UTC. URL:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wasseralfingen&oldid=154904699 (Abgerufen: 15. Juli 2016, 22:46 UTC)
(5)
http://www.winnenden.de/,Lde/start/verwaltung-politik/Geschichte.html
(6) Seite „Winnenden“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Mai 2016, 11:22 UTC. URL:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Winnenden&oldid=154793959 (Abgerufen: 13. Juli 2016, 16:12 UTC)
(7) Seite „Neustadt an der Rems“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Juni 2016, 15:02 UTC. URL:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Neustadt_an_der_Rems&oldid=154793290 (Abgerufen: 13. Juli 2016, 16:14 UTC)
(8)
http://www.neustadt.co - Verfasser: Herbert Kopp, Neustädter Erinnerungen e.V. / 29.1.2014
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Sollte sich doch fälschlicherweise ein Bild hierher verirrt haben, das einer Lizenz unterliegt, bitte ich vor Abmahnung um kurze Kontaktaufnahme.